Gay Pride! Was nun?
Ehrlich, die Lage in Österreich ist ernst. Nicht weil, es uns so schlecht ginge, sondern weil es bisweilen zu wenig Widerspruch und Gegenrede gibt, um einer gefährlichen Tendenz in der österreichischen Politik und Gesellschaft entgegen zu wirken. Wenn in den nächsten Wochen wieder diverse Pride-Veranstaltungen abgehalten werden, dann können wir uns sehr wohl fragen, worauf wir eigentlich stolz sein können.
Die Queer Base ist eine Organisation, die von vielen LGBTIQ Community Organisationen unterstützt und getragen wird und dennoch sind wir als Community nicht davor gefeit in die Falle eines grassierenden Nationalismus zu fallen und die offensichtlichen Probleme, die es gibt auf jene zu schieben, die neu in Österreich und in der LGBTIQ Community angekommen sind. Wie wollen wir dagegen agieren?
Viele der neu Angekommenen haben eine große Sehnsucht danach sich in einer Umwelt zu bewegen, die ihnen nicht feindlich gestimmt ist. Sie wissen am besten, was es heißt von den eigenen Herkunftscommunitys verstossen und weiter bedroht zu werden. Als Queers haben wir bisweilen eine geteilte Geschichte, wenn auch manchmal zeitversetzt und unterschiedlich intensiv, dennoch kennen wir alle verschiedene Grade der Verfolgung, der Scham, des Versteckens und der unterschiedlichen Behandlung bzw. Bedrohung durch Gesetze und Gesellschaft. Eines sollte uns aber immer klar sein, queere Körper waren immer eine der ersten Gruppen, die als nicht staatsfähig galten, wenn nationalistische und chauvinistische Tendenzen in der Gesellschaft die Überhand gewannen. Selbst nach dem es gewisse Errungenschaften gegeben hat, heißt dies nicht, dass das Rad der Geschichte nicht auch zurückgedreht werden kann.
Wir müssen also wachsam sein, wenn in Europa es wieder möglich ist gegen Minderheiten zu hetzen. Auch wenn wir es gerne verdrängen würden, sind wir doch immer schon mitgemeint. Wir sind mitgemeint, wenn gegen jüdische Mitbürger_innen, gegen Muslime oder Angehörige der Roma und Sinti gesprochen wird. Und natürlich sind wir gemeint, wenn Menschen aufgrund ihres HIV Status erpressbar sein sollen.Niemand hat gesagt, dass es leicht wäre Haltung zu zeigen, gegen Rassismus und für die Einhaltung der Genfer Flüchtlingskonvention einzutreten. Wir werden alle gegenseitige Bestärkung brauchen und auch den Stolz, der uns die Scham überwinden ließ. Gay Pride! Gay Power!
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