
Für ein selbstbestimmtes Leben in Freiheit und Solidarität
Selbstidentifikation als LGBTIQ+ ist die Basis jedes Asylverfahrens für queere Refugees, sie haben in ihren Herkunftsländern, in ihren Kommunen oder Familien bereits Gewalt erlebt oder befürchten Opfer von Gewalt zu werden. Für queere Geflüchtete sind Prozesse der Selbstidentifikation, des Coming Outs im Asylverfahren überlebenswichtig, ihr Vorbringen braucht entsprechende Erfahrung und Selbstbewusstsein. Viele lebten aber ihre sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität in Isolation und im Geheimen, deshalb hilft Queer Base und unsere vielfältige LGBTIQ+ Community das Schweigen, die Scham und die Einsamkeit zu überwinden.
LGBTIQ+ Refugees brauchen spezialisierte Unterbringungen, gerade trans Personen sind besonders gefährdet und Schutz vor weiterer Gewalt für neuangekommene, queere Geflüchtete ist unsere höchste Priorität. Ein sehr großer Teil ist Opfer früher, sexualisierter Gewalt und das Verhältnis zu Sexualität und dem eigenen Körper ist schwer belastet. Hier unterstützt es in einem Kontext zu wohnen, der eine nicht der Norm entsprechende sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität nicht in Frage stellt, sondern dieser offene und liebevolle Zugewandtheit entgegenbringt. Unser Dank gilt allen Organisationen, die diesen LGBTIQ+ freundlichen Wohnraum zur Verfügung stellen: Diakonie Lares, tralalobe, Volkshilfe, ASBÖ u.a.
Nicht nur, aber auch queeren Asylsuchenden wird unterstellt „Invasor:innen” zu sein, die sich in das Sozialsystem in Österreich einschleichen wollen. Seit vielen Jahren wird versucht eine Missbrauchsdebatte am Kochen zu halten, um Abwehr und Hass gegen Schutzsuchende zu erzeugen. Die Queer Base wird in Vorträgen seit Anbeginn mit der Behauptung konfrontiert, dass „dann ja jeder behaupten könne, schwul zu sein“. Gerade im Kontext von trans Frauen ist die Diskussion um behauptete Zugehörigkeit zu einer der vulnerabelsten Gruppen auf der Flucht abstrus und gefährlich. Diese Sprache des Missbrauchs schafft Vorurteile und entmenschlicht und richtet weiteren psychischen Schaden an. Niemand sollte auf Kosten der Verletzbarkeit von Schutzbefohlenen politisches Kleingeld machen. Wir wissen jedoch aus der türkis-blauen Regierungszeit, dass diese Entmenschlichung zu Wahlerfolgen geführt hat und wir müssen alles daran setzen, diese politische Währung des Hasses zu unterbinden.
Für ein Asylverfahren in Sicherheit brauchen alle queeren Refugees zugewandte und anerkennende Versorgung, egal ob sie lesbisch, schwul, bisexuell, inter oder trans Personen sind, egal ob sie muslim, atheistisch, politisch aktiv sind oder einfach nur ihr Leben in Würde gestalten wollen. Dafür braucht es Ressourcen, aber wie viele Kontexte im Asyl- und Gewaltschutzbereich sind wir mit einer ständigen Mangelwirtschaft konfrontiert. Dies bringt uns regelmässig an den Rand von strukturellem Kollaps und an unsere persönlichen Grenzen. Wir stehen in Solidarität mit den autonomen Frauenhäusern, der Interventionsstelle, LEFÖ, Orient Express und all den anderen feministischen Organisationen, die Schutzwohnungen betreiben und aufrechterhalten. Es würde einer Politik gut zu Gesicht stehen, für entsprechende Ausstattung dieser Organisationen zu sorgen, statt mit aufgeblasenen Debatten um das Selbstbestimmungsrecht einer marginalisierten Gruppe von den massiven Problemen in der Gesellschaft abzulenken und zu einer Entsolidarisierung beizutragen. Stattdessen stehen wir als Queer Base für feministische Selbstbestimmung und das Ende des Patriarchats.